Voller Freude in die 3. Liga
ESG Gensungen/Felsberg Meister der Oberliga und Aufsteiger
Von Manfred Schaake
Im Edertal gibt es trotz Corona-Krise Grund zu großer Freude, die Handball-Fans jubeln: Die Handballer der ESG Gensungen/Felsberg mit ihrem Trainer Arnd Kauffeld sind als Hessenmeister der Oberliga vorzeitig in die 3. Liga aufgestiegen. Das hat der Deutsche Handball-Bund (DHB) entschieden – die HNA berichtete bereits. Normalerweise hätte die ESG noch sieben Spiele austragen müssen, doch die Serie wurde vom DHB vorzeitig beendet. Als Zeichen der Freude wehen vom Turm der Felsburg grün-weiße und gelb-schwarze Fahnen – die Farben der beiden Stammvereine.
Handball mit Herz – das ist seit Jahrzehnten das Motto im Edertal und auch das Leitwort für den Fanclub „Hölle Nord”. So wird die Kreissporthalle schon seit den 1970-er Jahren genannt. Thomas Teiß, Vorsitzender des Fanclubs, ist glücklich: „Das gesamte Umfeld hat lange auf den Aufstieg hingearbeitet. Wir freuen uns sehr, zurück in der 3. Liga zu sein.”
„Der TSV Jahn Gensungen, die Handballer im Edertal und ich persönlich freuen uns über den Aufstieg”, sagt Jochen Keim, seit 1995 Jahn-Vorsitzender. Die Art des Aufstiegs sei nicht die, die sich alle gewünscht hätten. „Unser Dank gilt vor allem den Zuschauern, deren Unterstützung während der gesamten Saison bis zum Abbruch großartig war”, sagt Keim. Er hoffe, dass die nächste Spielrunde pünktlich beginne und man die Saison in der 3. Liga mit den Fans erfolgreich gestalten könne: „Wichtiger aber ist, dass alle gesund bleiben und uns weiterhin unterstützen werden.”
„Endlich spielen wir wieder in der höchsten Amateur-Klasse”, sagt Stefan Schmid, Vorsitzender der Felsberger Eintracht. Nach dem bitteren Abstieg sei es durch den konsequenten Neuaufbau mit jungen Spielern aus der Region gelungen, eine leistungsstarke und erfolgshungrige Mannschaft zu formen. Schmid: „Nicht nur der Erfolg der ersten, sondern auch unserer zweiten Mannschaft in der Bezirksoberliga und Jugend bestärkt uns, die Arbeit mit jungen Talenten fortzuführen. Sich in der 3. Liga zu etablieren, wäre ein Riesen Erfolg.”
„Unsere tollen Fans und die Mannschaft haben den Aufstieg verdient und wir sind alle glücklich, wieder die 3. Liga erleben dürfen.” Das sagt Sandra Lohne, die namens des Fanclubs vor jedem Heimspiel vor dem Anpfiff den Auflauf der Kinder auf dem Spielfeld organisiert.
Der zwölfjährige Hannes Trömner ist der Cheftrommler, ein begeisterter Motivator für die Fans, der sich immer was Neues einfallen lässt. „Der Aufstieg ist mega-toll, unsere Fans sind super und hoch motiviert”, freut er sich.
1965 begann Gudrun Voland mit Handballspielen in Gensungen. „Ich habe seit 1970 alle Auf- und Abstiege miterlebt”, erzählt sie, und betont: „Mögen wir die 3. Liga lange halten und hoffentlich können wir die neue Serie auch alle gesund beginnen.”
„Schade, dass aufgrund der schrecklichen Corona-Pandemie die letzten Spiele nicht stattfinden konnten und unsere sehr gute Mannschaft ihre phantastische Leistung nicht bis zum Ende unter Beweis stellen durfte”, sagt Karin Benedikt vom Fanclub. Trotzdem seien Meisterschaft und Aufstieg verdient.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die 3. Liga halten. Das wird sicher möglich sein.” Das sagt die Handball-Legende Franz Wagner (72). Er hat vom 8. bis 48. Lebensjahr in Felsberg, Baunatal und Gensungen Handball gespielt und gehörte auch dem Gensunger Bundesliga-Team von 1978 an.
„Die Saison hat tragisch aufgehört”, meint Jutta Trömner angesichts der Corona-Ereignisse. Ihr Wunsch: „Wir hoffen, dass wir die neue Saison alle gesund und munter erleben.” Seit 40 Jahren, erzählt sie, kommen sie und ihr Mann Roland zu den Heimspielen, „und auch bei allen Auswärtsspielen sind wir dabei – dann haben wir immer sieben Trommeln im Auto”.
Der Aufstieg sei das Ergebnis einer hervorragenden Basisarbeit der HSG von Jung bis Alt, betont Michael Rauer vom Fanclub „Hölle Nord”: „Alle sind eingeladen, auf unserer Facebook-Seite einen Like zu hinterlassen.”
„Ich bin mit Leib und Seele dabei, die Begeisterung ist hier groß, weil Mannschaft und Fans eine verschworene Einheit geworden sind”, sagt Anne Brors. Ihr Wunsch: „Diese Einheit sollten wir weiter ausbauen, und unsere Euphorie sollte viele weitere Fans lautstark anstecken.” Sie sei früher Fan von Germania Fritzlar gewesen, so Anne Broers, durch Hans Dippel sei sie 2007 nach Gensungen/Felsberg gekommen. Hans Dippel mit Blick auf das verlorene Spiel 2013 in Bayern und den Abstieg damals: „In Auerbach sind viele Tränen geflossen, jetzt scheint über dem Edertal wieder die Sonne.”
Wegen Corona keine Meisterschaftsfeier
Angesichts der abgebrochenen Saison fühle sich der Aufstieg eigenartig an, heißt es bei der ESG: „In Zeiten von Corona ist an Handball bis auf weiteres nicht zu denken.” Auch eine Meisterschaftsfeier wird es nicht geben. Der sportliche Leiter der ESG, Michael Stahl, sagt: „So muss jeder, der es mit dem Edertaler Handball hält, das wohlverdiente Aufstiegsbier in den eigenen vier Wänden und für sich genießen.”
Der kollektive Freudentaumel, das gemeinsame Feiern bleibt vorerst aus. Stahl: „Aber wir blicken optimistisch und voller Freude in die Zukunft. Wir freuen uns auf eine spannende Drittliga-Saison mit den Fans, auf packende Duelle, lange und aufregende Auswärtsfahrten und rauschende Handballfeste und lange Nächte in der altehrwürdigen Kreissporthalle, die Mannschaft und Fans zur uneinnehmbaren Hölle Nord machen werden.”
Deutschlandfahne brachte Glück
„Es freut mich sehr, dass die Deutschlandfahne auf dem Turm der Felsburg den Handballern in unserer Heimat Glück gebracht hat bei den Aufstiegen.” Das sagt Erik Herzog, Arbeitswart des Burgvereins Felsberg und langjähriger Jugendwart der Felsberger Eintracht. Nach dem Abbau der Weihnachtsbeleuchtung hatte Herzog die schwarz-rot-goldene Fahne gehisst. Sie sollte Gensungen/Felsberg, Wollrode, Kirchhof und den MT-Spielern in der Nationalmannschaft während der Europameisterschaft Glück bringen. Wollrode stieg in die Landesliga auf, Kirchhofs Damen bleiben in der 2. Liga. Nur für die Nationalmannschaft war die Felsburg-Fahne kein Glücksbringer.
Am Samstag nach der DHB-Entscheidung, dass Gensungen/Felsberg vorzeitig in die 3. Liga aufsteigt, hisste Eintracht-Vorsitzender Stefan Schmid auf dem Felsburg-Turm sieben Fahnen in Schwarz-Gelb und Grün-Weiß – die Farben der beiden Stammvereine, die einst Erzrivalen waren und heute beste Freunde sind.
HINTERGRUND
Handball seit 1922 und 1925
Seit 1922 wird beim TSV Eintracht 1863 Felsberg Handball gespielt, seit 1925 beim TSV Jahn 1895 Gensungen. Felsberg spielte Ende der 1960-er Jahre im Feldhandball in der Oberliga Südwest, der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Gensungen war 1978 in der ersten Bundesliga vertreten. 1989 gründeten beide Vereine die Handball-Spielgemeinschaft (HSG) Gensungen/Felsberg.
Im Mai 1997 stieg man nach zwei erfolgreichen Spielen gegen Wörrstadt in die 2. Bundesliga auf, in der man elf Jahre vertreten war – darunter sieben Jahre gemeinsam mit der MT Melsungen vor deren Aufstieg in die 1. Liga. Während der gemeinsamen Zeit wurde Gensungen/Felsberg viermal Nordhessenmeister. Vor genau sieben Jahren musste Gensungen/Felsberg aus der 3. Liga absteigen. Beim dramatischen „Endspiel” um den Klassenverbleib erreichte man beim SV Auerbach in der Oberpfalz nur ein 29:29 – ein Tor zu wenig für den Klassenverbleib.

Treue Unterstützer der Handballer der ESG Gensungen/Felsberg: Unser Bild zeigt nur einen kleinen Teil der großen Fangemeinde, die die Mannschaft auch bei Auswärtsspielen begleitet. Nachdem der Deutsche Handballbund kürzlich den Aufstieg der Edertaler in die 3. Liga bestätigt hatte, trafen sich diese Fans vor der gesperrten Kreissporthalle, die seit Jahrzehnten „Hölle Nord” genannt wird. Und so heißt auch der Fanclub

Der Fan-Nachwuchs: Hannes Trömner, Lotta Siemon, Benedikt Jacob und Simon Schmidt, von links, sind bei fast jedem Heimspiel dabei. Hannes Trömner, der Cheftrommler, begleitet die Handballer regelmäßig auch zu den Auswärtsspielen

Zeichen der Freude über den Aufstieg: Vom Turm der Felsburg wehen grün-weiße und schwarz-gelbe Fahnen – die Farben der Vereine Jahn Gensungen und Eintracht Felsberg. Eintracht-Vorsitzender Stefan Schmid hat die Flaggen gehisst
Partnerschaften der Eintracht
Um den Handballsport auf eine breitere regionale Basis zu stellen, kooperiert die Eintracht im Seniorenbereich schon seit 1990 mit dem Nachbarn TSV Jahn Gensungen als
und in der Jugendarbeit mit dem TSV Eintracht Böddiger, Eintracht Brunslar, dem SV Melgershausen und Jahn Gensungen als
Mit Wirkung zum 1. Januar 2019 haben sich die Leichtathletik-Abteilungen des TSV Jahn Gensungen, sowie Eintracht Felsberg und des TSV Wabern zu einer Leichtathletik-Gemeinschaft als LG Gensungen zusammengeschlossen. Zur Leiterin dieser LG wurde Daniela Augustin (Felsberg) bestimmt.
Dieser Zusammenschluss gilt ab der U 14 für alle Wettkampf-Klassen. Mit dieser Trainings- und Wettkampf-Gemeinschaft soll die Leistungsfähigkeit der Athleten in der Breite sowie in der Spitze gefördert und optimal gesteigert werden.